Unterbrochene Lieferketten aufgrund von internationalen Interessenkonflikten setzen Unternehmen stark unter Druck. Hinzu kommt, dass Kunden immer mehr Service fordern, der sich nur mit innovativen Geschäftsideen und neuen Technologien wie IoT, Automatisierung sowie Artificial Intelligence (AI) mit klassischen ERP-Systemen befriedigen lässt. Um die aktuellen Herausforderungen zu meistern und so die eigene Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen, ist ein Wechsel auf S/4HANA mit seinen unzähligen Möglichkeiten nahezu alternativlos. Zusätzlichen Druck macht die SAP, indem sie das Wartungsende für die ECC-Systeme auf das Jahr 2027 festgelegt hat.
Den SAP-Anwenderunternehmen stehen daher von mehreren Seiten unter Druck ihre Wettbewerbsfähigkeit sicher zu stellen. Der zeitnahe Umstieg auf das neue SAP-System ist damit „alternativlos“. Drei Wege stehen Ihnen dabei offen:
Auf was müssen sich die Anwender beim Umstieg einstellen? Die markanteste Veränderung ist wahrscheinlich die neue Struktur des Systems. So ersetzt die neue Architektur die klassischen ERP-Module durch die Geschäftsbereiche (Lines of Business, LoB). Das bedeutet: Jede LoB umfasst Prozesse und Funktionen für einen bestimmten Geschäftsbereich des Unternehmens. Eine SAP-LoB ist also eine logische Einheit in S/4HANA. Folgende LoBs gibt es:
Neben der neuen Struktur rückt bei S/4HANA auch die neue Benutzeroberfläche FIORI mit seinen Apps ins Zentrum der Betrachtung. SAP Fiori lässt sich am Büro-Computer, aber auch von unterwegs und sogar mit verschiedenen mobilen Geräten nutzen – vom Smartphone bis zum Tablet, ist personalisierbar (individuelle Anpassung von Layouts und Feldern, etc.) und ermöglicht einen rollenbasierten Zugriff. Damit stehen jedem Nutzer theoretisch die richtigen Informationen zur richtigen Zeit über verschiedene Benutzeroberflächen zur Verfügung. Viele Benutzer befürchten nun, dass sich die Bedienung von S/4HANA damit grundlegend ändert, was möglicherweise zu Widerstand bzw. Unmut führen könnte und deren Effizienz mindert, weil sie sich erst in das neue Bedienkonzept einarbeiten müssen. Das ist ein Trugschluss. Die Einführung von FIORI geht in den meisten Fällen nicht mit einer Streichung von Transaktionen einher. Die GUI-Funktionalität bleibt in S/4HANA zu 95 bis 99 Prozent gleich. Manche Transaktionen fallen jedoch weg oder werden ersetzt, um parallele Konzepte für gleiche Funktionen zu reduzieren. So ersetzt die Transaktion BP (Geschäftspartner pflegen) Transaktionen zur Pflege von Debitoren- und Kreditorendaten oder die Transaktion MIGO (Warenbewegungen buchen) ersetzt viele der MB*-Transaktionen – etwa MB01, MB02, MB03 etc.
Es zeigt sich, nahezu alle Aufgaben lassen sich weiterhin in der verinnerlichten SAP-GUI bewältigen. Anwender können daher ihre Prozesse wie gewohnt bedienen und sind nicht gezwungen komplett umzudenken. Doch muss man sich auch bewusst sein, dass SAP neue Funktionalitäten und Innovationen künftig nur noch in FIORI abbildet.
Ein Praxisbeispiel aus dem Bereich QM soll das verdeutlichen. So wurde das Thema „Non-Conformance-Management“ (NC) in das QM integriert, wodurch sich die Fehlererfassung – losgelöst zur Prüflos-Bearbeitung – realisieren lässt. Diese Non-Conformance-Lösung ist allerdings nur über das FIORI erreichbar. Hier lassen sich beispielsweise einzelne Fehler erstellen und mit Maßnahmen abarbeiten – etwa mit der 8D-Methodik. Dabei handelt es sich um eine systematische Vorgehensweise und konsequente Dokumentation einzelner Lösungsschritte. Der Ansatz orientiert sich an Fakten und stellt sicher, dass Produktfehler auf ihre Ursachen zurückgeführt und künftig vermieden werden.
Folgende 8 Schritte umfasst die Methode:
Auch das integrierte SAP FMEA hat die SAP mit der FIORI-App „FMEAs verwalten“ auf den neuesten Stand gebracht. Ein Highlight der neuen Version ist etwa die grafische UI5-Bedienoberfläche mit neuer Visualisierung, die verschiedene grafische Netzsichten bietet, um den Verantwortlichen die Bearbeitung ihrer FMEAs zu erleichtern. Die Sichten werden dabei grundsätzlich zum leichteren Verständnis als Netzwerkgrafik mit Knoten und Linien visualisiert.
Ferner existiert eine App mit der eine vereinfachte Abhandlung der Erstmusterbeschaffung zum Lieferanten möglich ist. Neben der Standardfunktionalität mit einem Anwenderstatus im Qualitäts-Infosatz zu arbeiten, lässt sich jetzt im Qualitäts-Infosatz über die Produktionsteilfreigabe auch die neue Erstmusterabwicklung definieren. Nachdem dies aktiviert wurde, muss der Benutzer nun im Fiori das PPAP-Level definieren und den relevanten Einkaufsbeleg hinzufügen.
Beim Umstieg auf S/4HANA ändert sich zwar vieles, doch es findet kein vollständiger Bruch mit dem alten System statt. Die Mitarbeiter können mit dem neuen System im Grunde so arbeiten wie bisher, da die Änderungen im SAP-GUI nur minimal sind. Es gib jedoch viele neue Funktionalitäten, die die tägliche Arbeit verbessern und effizienter machen. Dazu zählen beispielsweise Echtzeit-Einblicke in die Vorgänge des Unternehmens, grafische Übersichten über definierte Kennzahlen sowie Kontextinformationen und wichtige Aspekte zentraler Objekte der Geschäftsvorgänge. Diese erweiterten, innovativen Funktionen erfordern jedoch ein Umdenken und den Einsatz der neuen FIORI-Apps.