Die SAP-S/4HANA-Lösung zur Verfügbarkeitsprüfung advanced Available-to-Promise (aATP) kombiniert die einfache Bedienbarkeit der ERP-Lösung mit dem umfangreichen Funktionsangebot des SAP APO Global ATP.
Neben vielen zusätzlichen Funktionalitäten, die in der ERP-Lösung nicht verfügbar sind, punktet die aATP mit ihrer erhöhten Anwenderorientierung, die zum Teil auf die neue Oberfläche Fiori zurückzuführen ist. Auch die Einrichtung der Anwendung wird in vielen Teilen vereinfacht. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über einige wichtige Funktionen, die in aATP enthalten sind. Da der Funktionsumfang der On-Premise-Lösung sich vom Cloud-Umfang unterscheidet, wird im Folgenden explizit auf die On-Premise-Lösung eingegangen.
Unter Kontingentierung wird eine kunden- und/oder kapazitätsbezogene Beschränkung der Materialzuteilung pro Periode auf vorab geplanten Mengen verstanden. Die Grundfunktionalität wird über vier Fiori-Apps abgebildet, über die alle Funktionalitäten von der Konfiguration bis zur Produktzuordnung abgewickelt werden:
Darüber hinaus gibt es eine grafische Analyse-App, mit der die Kontingentierungsobjekte überwacht und Über- und Unterdeckungssituationen frühzeitig erkannt und bereinigt werden können.
Im Gegensatz zur ECC-Lösung kann mit aATP sowohl vor als auch nach der Produktverfügbarkeitsprüfung kontingentiert werden. Zum Beispiel kann vor der ATP-Prüfung eine kundenbezogene Kontingentierung und nach der ATP-Prüfung eine Kapazitätskontingentierung durchgeführt werden. Die Kontingentierungsplandaten und Materialzuordnungen werden dabei im Normalfall mit Fiori-Apps hoch- und heruntergeladen, eine Plandatenanlage ist auch im Hintergrund möglich, um den Prozess zu automatisieren.
Verfügbarkeitsschutz ist eine neue Prüfart in der Verfügbarkeitsprüfung zur Reservierung verfügbarer Mengen für priorisierte Abnehmergruppen und/oder Organisationseinheiten. Dabei werden auf Material-/Werk-Ebene Verfügbarkeitsschutzobjekte definiert wie beispielsweise eine Region (ein Land, eine Verkaufsorganisation etc.), auf dessen Ebene verfügbare Mengen reserviert werden sollen für bestimmte Betriebsbereiche, Kundengruppen oder andere frei wählbare Gruppen.
Zum Beispiel werden der Region A Gruppen „Erstausrüstung“ mit Priorität 1 und „Handel“ mit Priorität 2 zugeordnet. Bei dieser vertikalen Struktur wird zugelassen, dass die Erstausrüstung immer priorisiert gegenüber dem Handel behandelt wird und sich aus den Bedarfen des Handels bedienen darf. Der Handel darf aber nicht die Bestände abgreifen, die für die Erstausrüstung vorgesehen sind.
Die vertikale Zuordnung kann mit einer horizontalen kombiniert werden: Bei einer solchen Kombination teilen sich mehrere Gruppen die verfügbaren Mengen auf einer Ebene. Die Mengen, die für einen Kunden reserviert sind, sind für die anderen Kunden derselben Ebene nicht mehr verfügbar.
Die Funktionalität des Verfügbarkeitsschutzes erlaubt eine filigrane Reservierung von Mengen in künftigen Perioden, die bis dahin in dieser Form und Granularität nicht möglich war.
Mit Hilfe der Rückstandsbearbeitung wird eine Verteilung verfügbarer Mengen auf unbestätigte Verkaufsbelege und Umlagerungsbestellungen vorgenommen, und es können bestätigte Mengen zwischen solchen Belegen umverteilt werden. Die Lösung ist im Vergleich zur ERP-Lösung um ein Vielfaches umfangreicher geworden und deckt nun nahezu jede denkbare Anforderung ab.
Für die Abwicklung werden Gruppen von Auftragspositionen mit verschiedenen Prioritäten definiert. Diese decken das gesamte Spektrum der Belege ab, beginnend bei solchen mit oberster Priorität (Gewinnen) bis hin zu Aufträgen, bei denen die Bestätigungen komplett zurückgenommen werden sollen (Verlieren), um sie an höher priorisierte Aufträge verteilen zu können. Die Selektions- und Sortierreihenfolgen können dabei benutzerdefiniert festgelegt werden, so dass bei jedem Lauf flexibel eine neue Sortierung vorgenommen werden kann. Sollte eine der definierten Regeln einmal nicht umsetzbar sein, wird eine andere ebenfalls vordefinierte Alternativregel gezogen. Vor der Umsetzung kann das Ergebnis im Simulationsmodus angezeigt und bewertet werden.
Die Produktverfügbarkeitsprüfung stellt fest, ob ein Material zu einem gegebenen Termin in der gewünschten Menge bereitgestellt werden kann, ermittelt ggf. einen Alternativtermin und setzt die Bedarfe für die Materialbedarfsplanung ab. Im Gegensatz zur ERP-Lösung ist hier eine simultane Verarbeitung mehrerer Belegpositionen möglich, was einen Geschwindigkeitsvorteil bei umfangreichen Belegvolumina bedeutet. Zur weiteren Geschwindigkeitserhöhung können die ATP-relevanten Bedarfs- und Reservierungstabellen in S/4HANA im SAP liveCash gehalten werden.
Alternativenbasierte Bestätigung erlaubt eine Werks-, Lagerort- und/oder Produktersetzung abhängig von Ersetzungsstammdaten. Basierend auf diesen Ersetzungsstammdaten, die miteinander verknüpft werden und vorgegebene Gültigkeitszeiträume haben, wird eine Ersetzungsstrategie durchlaufen. Dabei können die Ersetzungsarten „Werk“, „Lagerort“ und „Produkt“ in einer Strategie kombiniert werden. Die Ersetzungsstammdaten steuern den Ablauf der Ersetzung, Ausschluss- und Abbruchkriterien etc.
Typische Anwendungsfälle sind beispielsweise Szenarien, bei denen ein Material im Zeitablauf oder saisonal durch ein anderes ersetzt wird, oder bei denen ein Material bei Nichtverfügbarkeit an einer Stelle aus anderen Lokationen geliefert werden soll.
Mit dieser Funktion wird das Verfügbarkeitsprüfergebnis positionsübergreifend mit Drilldown-Option in einem Bild angezeigt. Zur detaillierten Analyse ist ein Absprung in Detailbilder gegeben – beispielsweise in die Kontingentierung, Produkt- oder Lokationsersetzung. Die Verfügbarkeitsergebnisse eines Auftrags können in einem Schritt angenommen werden anstatt wie im ERP-Umfeld schrittweise pro Position.
Für eine kurzfristige Mengenumverteilung zwischen Kundenaufträgen kurz vor der Lieferungserstellung bietet SAP im Rahmen des advanced ATP einen Lieferungserstellungsmonitor auf Fiori-Basis an. In einer ersten App definiert der Anwender seinen Arbeitsvorrat über relevante Organisationseinheiten und Selektionsfristen, und in einer zweiten App, dem eigentlichen Monitor, werden die Bestätigungsmengen in den Kundenaufträgen angepasst und im gleichen Zug Lieferungen angelegt. Mögliche zwischenzeitliche Änderungen im Kundenauftrag während der Laufzeit werden in der Fiori-App berücksichtigt.
Trotz Suche in anderen Werken/Lagerorten und Prüfung von Alternativmaterialien kann es vorkommen, dass eine Auftragsposition nicht bestätigt werden kann. Für diesen Fall gibt es seit dem Release On-Premise 2022 eine Lösung, die je nach Anforderung Planaufträge, Bestellanforderungen oder Umlagerungsbestellanforderungen als Bedarfsdecker direkt aus der Verfügbarkeitsprüfung heraus erzeugt. Für die Zugangserzeugung gleicht die Bezugsquellenfindung in PP/DS Bedarfe und Zugänge auf allen Stücklistenebenen entsprechend den festgelegten Planungsverfahren ab und errechnet daraus einen möglichen Bestätigungstermin. Zu diesem Termin wird die Auftragsposition dann bestätigt.
Die Bestätigung basierend auf Zugangserzeugung ist auch in Kombination mit einer Kontingentierung auf Ebene des Endprodukts möglich.
Für einen tieferen Einblick in das aATP melden Sie sich zu unserem kostenfreien Webinar an, in dem unter anderem auf folgende Fragen eingegangen wird:
Neben den bereits in der ATP-Lösung enthaltenen Funktionalitäten enthält advanced ATP in S/4HANA einige Neuerungen, die eine Materialverfügbarkeitsprüfung filigraner und flexibler gestalten. Das aATP ist zwar in S/4HANA integriert, ist jedoch lizenzierungspflichtig. Die Frage, ob das aATP das richtige für Ihr Unternehmen ist, sollten Sie deshalb mit Unterstützung eines erfahrenen Partners prüfen. Zur ersten Einschätzung besuchen Sie unser Webinar.