Der SAP Materialstamm bildet das Rückgrat der materialwirtschaftlichen Prozesse in einem SAP-System. Er enthält alle relevanten Informationen zu Materialien und Produkten, die ein Unternehmen beschafft, fertigt, lagert oder vertreibt.
Als zentrale Datenquelle sorgt der Materialstamm für Transparenz und Effizienz über sämtliche Abteilungen hinweg – von der Konstruktion über den Einkauf bis hin zur Buchhaltung.
Der Materialstamm in SAP ist ein strukturierter Datensatz, der jedes einzelne Material eindeutig identifiziert und umfassend beschreibt. Im System wird jede Materialeinheit durch eine eindeutige Materialnummer gekennzeichnet, die intern oder extern vergeben werden kann. Dadurch werden Redundanzen vermieden und Prozesse beschleunigt.
Bereich | Typische Datenbeispiele |
Einkauf | Bestellmengeneinheit, Einkäufergruppe |
Disposition | Sicherheitsbestand, Lieferzeiten |
Lagerung | Haltbarkeitsdaten, Lagerbedingungen |
Buchhaltung | Standardpreis, Preissteuerung |
Vertrieb | Verkaufsmengeneinheit, Mindestbestellmengen |
Prognose | Verbrauchsdaten, Prognoseparameter |
Arbeitsvorbereitung | Rüst- und Bearbeitungszeiten |
Der Materialstammsatz ist in verschiedene Organisationsebenen gegliedert, die sich an der Struktur des Unternehmens orientieren:
1. Mandant (Allgemeine Daten)
Hier werden Daten gepflegt, die für alle Werke und Lagerorte gelten – etwa Konstruktionsangaben oder Lagervorgaben (z. B. Temperatur, Verderblichkeit).
2. Werk
Auf Werksebene liegen Daten vor, die für eine bestimmte Betriebsstätte relevant sind – z. B. Mindest- und Höchstbestellmengen, Meldebestände oder Lieferzeiten.
3. Lagerort
Diese Ebene enthält standortspezifische Bestandsdaten. So lassen sich z. B. Lagerbestände einzelner Standorte differenziert analysieren.
Diese Struktur ermöglicht eine modulare Pflege der Materialstammdaten – bei gleichzeitiger Vermeidung redundanter Datensätze.
In SAP S/4HANA sind alle Materialbelege in der neuen Tabelle MATDOC enthalten. Sie dient als Grundlage für Materialbestandsführung und -auswertung. MATDOC ersetzt die bisherigen Tabellen MKPF (Materialbelegkopf) und MSEG (Materialbelegsegment).
Mit einer S/4HANA-Einführung kommen im Einkauf einige Änderungen auf die Nutzer zu – so bietet S/4HANA neue Funktionen, die die User Experience erheblich steigern. Im ersten Teil unserer Artikelreihe zum Thema Digital Procurement geht es um wichtige Neuerungen in den Stammdaten, unter anderem in Bezug auf den Materialstamm.
Der SAP Materialstamm ist nicht nur für den Einkauf relevant. Er spielt eine zentrale Rolle in zahlreichen Unternehmensbereichen:
Jeder Materialstammsatz wird durch eine eindeutige Materialnummer identifiziert. Es gibt zwei Möglichkeiten:
Die Konfiguration erfolgt im Customizing des SAP-Systems. Dabei können Unternehmen individuelle Vorgaben und Einschränkungen definieren.
Transaktion | Zweck |
MM01 | Material anlegen |
MM02 | Material ändern |
MM03 | Material anzeigen |
MMBE | Materialbestand anzeigen |
MM04 | Änderungsbelege anzeigen |
MM60 | Materialliste |
MMSC | Massenpflege von Lagerorten |
MM50 | Erweiterbare Materialien |
MM17 | Massenpflege: Material Industrie |
Diese Transaktionen bieten Nutzern schnellen Zugriff auf wichtige Stammdatenfunktionen im Tagesgeschäft.
In SAP S/4HANA stehen ergänzend Fiori-Apps zur Verfügung, die die Pflege und Anzeige der Materialstammdaten vereinfachen (z.B. Manage Product Master Data, Create Material, Change Material).
Eine der größten Schwächen vieler SAP-Umgebungen ist eine unzureichende Pflege der Materialstammdaten. Typische Fehlerquellen:
Best Practices zur Vermeidung:
Ein sauber gepflegter Materialstamm ist die Grundlage für reibungslose Abläufe in Einkauf, Lager, Produktion und Vertrieb. Er ermöglicht eine unternehmensweite Transparenz und trägt zur Effizienzsteigerung bei.
Unternehmen, die in ein professionelles Stammdatenmanagement investieren, vermeiden nicht nur Fehler – sie sichern sich langfristig Wettbewerbsvorteile durch stabile, durchgängige Prozesse.