Stets von neuesten Technologien profitieren und gleichzeitig den vollen Umfang einer On-Premise-Lösung nutzen: Follmann Chemie wechselt von WM auf EWM und zieht in die Private Cloud mit RISE um.
Das bestehende SAP-Lagerverwaltungssystem, ein individuell angepasstes WM-System, bot im S/4-Umfeld für die geplanten Innovationen und Prozessanpassungen für die nächsten Jahre nur noch eingeschränkte Möglichkeiten. Aus diesem Grund und im Hinblick auf das geplante Wartungsende von SAP WM im Jahr 2027 entschied sich Follmann Chemie für die Ablösung der bestehenden Lösung SAP WM durch das embedded Extended Warehouse Management. Nach der S/4HANA-Implementierung sollten mit der Einführung von embedded EWM als Pilot- und Innovationsprojekt die aktuellen und insbesondere zukünftigen Logistikanforderungen/-innovationen abgedeckt, bzw. die Grundlage für deren Umsetzung gelegt werden.
Einerseits sollten unter Berücksichtigung des geplanten Wachstums am Standort und stetig steigender Kundenanforderungen weiterhin intuitive, skalierbare und effiziente Prozesse sichergestellt sowie eine nachhaltige Basis für zukünftige Innovationen und neue Technologien (u. a. Logistikplattformen) gelegt werden. Andererseits sollte die Integration der neuen Lösung embedded EWM unter S/4HANA auf Basis der aktuellen Organisationsstrukturen ohne wochenlange Niederlegung, speziell der Versandtätigkeiten, erfolgen. Überdies erwies sich im Projektverlauf die hohe Anzahl kundenindividueller Entwicklungen als große Herausforderung.
Ziel des Projekts war nicht nur die Umsetzung bestehender Prozesse aus dem ERP WM in EWM Embedded 9.1. unter S/4HANA 1909. Auch neue, unter S/4HANA verfügbare Funktionen sollten, so weit möglich, zukünftig genutzt werden. Als Benutzeroberfläche sollte das Fiori-Launchpad eingesetzt werden – dem Projekt kam dadurch ein Pilot-Status zu.
Vor dem Hintergrund des zukünftig geplanten Logistik-Aufkommens war es das Ziel, eine effektive, effiziente und digitale Standortlogistik zu implementieren – inklusive erster Optimierungen vom Warenein- bis zum Warenausgang. Statt unzähliger kundeneigener Lösungen und individueller Prozesse war eine Rückkehr zum SAP-Standard gewünscht, zumindest sofern damit die Prozessanforderungen abgedeckt werden können.
Des Weiteren sollte mit dem Projekt ein erster Schritt zur Anwendung unter EWM nun verfügbarer, neuer, innovativer Lösungen wie Dock Appointment Scheduling und Versandcockpit für Warenein- und Warenausgang geschaffen werden.
Der Go-live fand schließlich am 20.03.2023 nach einer Projektlaufzeit von nur 15 Monaten statt. Mit der Ablösung des SAP WM sind diverse Eigenentwicklungen weggefallen, die mit EWM zu großen Teilen in Standard-SAP abgebildet werden konnten. Insbesondere die aufgrund des hohen Serviceanspruchs bedeutsamen Versandprozesse konnten im Hinblick auf die Systemabbildung mehr in den SAP-Standard verlagert werden.
Überdies wurden im Rahmen der Umstellung u. a. das Dock Appointment Scheduling sowohl im Warenein- als auch im Warenausgang, die darauf basierende Steuerung des Versands über Kommissionierwellen sowie die Realisierung automatischer Einlagervorgabe in der Intralogistik ausgehend von logistischen Maßen und der Gefahrstoffeinstufung umgesetzt. Im Produktionsbereich fand mit der Einführung einer zeitgenauen Bereitstellung der Materialien eine weitere Automatisierung statt.
Mit der aktuellen Lösung embedded EWM in der Private Cloud profitiert das Unternehmen von modernen Technologien, die in der Cloud zur Verfügung stehen, behält aber gleichzeitig die Flexibilität der Private Edition für eigene Anpassungen. So verwendet Follmann Chemie beispielsweise das Fiori-Versandcockpit statt der Eigenentwicklung und nutzt die zuvor skizzierte, individuell gestaltbare Einlagerungsstrategie des EWM für automatisierte Platzsuche statt der ursprünglich manuell durchgeführten Platzermittlung.
Die Entscheidung, das System in die Private Cloud im Rahmen des RISE-with-SAP-Pakets zu verlagern, beruhte zum einen auf dem hohen Grad der Datensicherheit. Zum anderen beinhaltet das RISE-with-SAP-Angebot diverse Tools und Werkzeuge wie beispielsweise die Business Technology Platform, die mit ihren Services als zentrale Middleware für die Prozesslandschaft und Schnittstellen von Follmann Chemie dient.