16. Januar 2024

Produktionsversorgung in SAP: exakte Mengenberechnung mit PMA

Wer bis jetzt die Materialbereitstellung mit SAP PMA abwickelte, konnte keine exakte Menge für die Produktion bereitstellen. Das ändert sich nun mit der neuen Funktion in SAP EWM.

Produktionsversorgung mit PMA

Eine Produktionsmaterialanforderung – kurz PMA (Englisch: Production Material Request oder PMR) – ist ein Beleg in SAP EWM, der Materialbedarfe eines Fertigungsauftrags abbildet und als Grundlage für die Materialbereitstellung mit der erweiterten Produktionsintegration dient. Mit Freigabe des Fertigungsauftrags wird die PMA erzeugt, auf deren Basis Lageraufgaben angelegt und die benötigten Materialien aus dem Lager zum Produktionsversorgungsbereich bewegt werden. Dort findet dann die Fertigung statt.

Was so einfach klingt, musste – vor allem in der diskreten Fertigung - jedoch an einigen Stellen über Umwege nachjustiert werden, denn bis jetzt war es systemseitig nicht möglich, eine exakte Menge des benötigten Materials für die Produktion mittels PMA bereitzustellen. Stattdessen wurde hier bisher ausschließlich mit einer Nachschublogik gearbeitet, bei der abhängig vom Produktionsversorgungsbereich und Material eine Nachschubmenge definiert und auch nur diese bereitgestellt wurde. Wenn also für einen Fertigungsauftrag tatsächlich 3 Stück des Artikels ABC benötigt wurden, die definierte Nachschubmenge aber ein Karton mit 10 Stück vorsah, wurde der ganze Karton mit 10 Stück in den Produktionsversorgungsbereich bewegt. Als Ergebnis hatte man unnötig aufgerissene Kartons in der Produktion mit Restmengen, unnötigen Aufwand durch Rücklagerungen, und Materialien, die trotz physischer Verfügbarkeit systemseitig nicht verfügbar waren, da sie sich in offenen Nachschub-Lageraufgaben befanden.

Dass eine exakte Mengenberechnung für die Produktionsversorgung mit PMA bis jetzt nicht durch Systemeinstellungen zu erreichen war, hat einen simplen Grund. Historisch ist der Prozess für spezielle Bereitstellungsszenarien in der Prozessfertigung entwickelt worden, in denen nicht mit exakten Mengen, sondern in volumen- oder gewichtsbasierten Mengeneinheiten gearbeitet wird. So wird beispielsweise in der Lebensmittel- oder Chemieindustrie mit Flüssigkeiten gearbeitet, die nicht in exakten Mengen, sondern eher in Behältern oder Fässern bereitgestellt werden. Nichtsdestotrotz entscheiden sich auch viele Unternehmen in der diskreten Fertigung für die PMA-basierte Bereitstellung.

Um den Prozess auch für Fälle wie den beschriebenen nutzen zu können, haben sich viele Unternehmen mit der Anpassung des BAdIs /SCWM/EX_MFG_STAGE_INFO beholfen. Dies wird nun obsolet mit der neuen Art der Mengenberechnung, die ab SAP S/4HANA Release 2023 oder im OSS-Hinweis 3321845 zur Verfügung steht. Initiiert wurde die neue Funktion von CONSILIO im Rahmen des Customer Influence Programms der SAP.

 

exakte Mengenberechnung mit PMA

Mit der neuen Lösung können nun alle offenen Mengen auf den ausgewählten Produktionsmaterialanforderungen kumuliert werden. Dies ist über die neue Mengenberechnungsart „Berechnung basierend auf PMAs“ gelöst, die als zusätzliche Option 3 in den Einstellungen der App „Platz PVB zuordnen – Lager“ (Transaktion /SCWM/PSASTAGE) verfügbar ist. Mit der neuen Option wird nun die exakte benötigte Menge des Materials ausgerechnet und auch nur diese in den Produktionsbereich bewegt.

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Manuel Grämer, Senior Solution Consultant SCM CONSILIO GmbH Kontakt aufnehmen

Produktionsversorgung mit der lieferungsbasierten Bereitstellung

Vollständigkeitshalber sollte an dieser Stelle die alternative Bereitstellungsart erwähnt werden: die lieferungsbasierte Produktionsversorgung. Wie der Name schon sagt, basiert hier der Bereitstellungsprozess auf der Belegart Lieferung. Im Gegensatz zur PMA-basierten Bereitstellung wird bei der lieferungsbasierten Produktionsversorgung keine Nachschublogik angewendet. Die Materialbereitstellung erfolgt hier mit exakter Bedarfsmenge.

Dass sich viele Unternehmen dennoch für den PMA-Prozess entscheiden, hat in vielen Fällen durchaus seine Berechtigung. Dafür sprechen Gründe wie Belegreduzierung in der Schnittstelle oder Systemunabhängigkeit von ERP beim dezentralen EWM. Auch ist eine Integration mit SAP DM nur mit Einsatz von PMA möglich und auch die Allokation des Bestands am Produktionsversorgungsbereich zum Fertigungsauftrag kann nur mit PMA stattfinden. Weitere Vorteile der jeweiligen Lösungen lassen sich wie folgt gegenüberstellen:

 

Highlights und neue Funktionalitäten in SAP EWM

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Welche Art der Produktionsversorgung für Ihr Unternehmen die richtige ist, lässt sich ohne eine nähere Analyse der Unternehmensprozesse nicht pauschal bestimmen. Folgende Aspekte sollten aber unterstützend für die Entscheidungsfindung berücksichtigt werden:

Fazit

Mit der neuen Funktion erlaubt die SAP eine PMA-basierte Produktionsversorgung mit exakten Mengen. Dies ist eine äußerst hilfreiche Funktion, die bis jetzt nur mit einer BAdI-Anpassung möglich war, ab Release 2023 jedoch im Standard SAP zur Verfügung steht. Welche Einstellungen mit der Einführung der neuen Berechnungsart zusätzlich vorgenommen werden müssen, sollte mit einem erfahrenen Partner wie CONSILIO geprüft werden.