Intrastat steht für Innergemeinschaftliche Handelsstatistik. Intrastat-Meldungen dienen zur Erfassung des tatsächlichen Warenverkehrs zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft. Intrastat-Meldungen werden in der sogenannten Intrahandelsstatistik zusammengefasst. Zu den meldepflichtigen Warenbewegungen gehören dabei alle klassischen Waren sowie Mieten, Leasing, Eigentumsübertragung, aber auch Strom. Dienstleistungen dagegen werden nicht in der Intrahandelsstatistik erfasst. Handelt es sich bei einer Warenbewegung beispielsweise um Veredelung, was eine Dienstleistung darstellt, muss diese Warenbewegung ebenfalls erfasst werden, weil dabei physische Ware bewegt wird.
Somit werden alle aus- und eingehenden Lieferungen innerhalb von 27 europäischen Staaten in einer Statistik erfasst. Diese Information wird benötigt, um die industrielle Leistung zu überwachen und auf dieser Basis wirtschaftspolitische Entscheidungen zu treffen.
Meldepflichtig sind Unternehmen, die Eingänge über 800.000,00 Euro oder Ausgänge über 500.000,00 Euro im Jahr innerhalb der EU verzeichnen.
Bei der Frequenz der Meldung kommt es auf den Wert der Ein- und Ausgänge an, der entsprechend berechnet wird. Pauschal lässt sich allerdings sagen, dass die Meldungen in mittelständischen Unternehmen einmal im Monat erfolgen. Die Deadline für den Eingang der Meldung ist dabei der 10. des Folgemonats.
Ein Bestandteil von S/4HANA ist die Lösung International Trade. Aus der Lösung können Intrastat-Meldungen über Fiori-Apps angelegt werden. Dabei wird eine IDEV-konforme Meldedatei in XML-Format erzeugt. IDEV ist dabei die Internetplattform, über die die Intrastat-Meldung hochgeladen werden muss.
Unsere Erfahrung zeigt, dass bei diesem Thema viel Unklarheit und Unsicherheit herrscht, deshalb gehen wir auf das Thema näher ein.
Sowohl die statistische Warennummer als auch die Zolltarifnummer können mit Fiori abgebildet werden.
Die ersten sechs Ziffern sind für das HS (Harmonisiertes System) obligatorisch und weltweit identisch. Sie sagen noch nicht viel über das Produkt aus, sondern geben eine grobe Kategorisierung vor. Mit weiteren Ziffern wird die Kategorisierung spezifischer.
Positionen sieben und acht bilden die KN – Kombinierte Nomenklatur, welche EU-weit für den Außenhandel im Rahmen der gemeinsamen Handelspolitik genutzt wird.
Die Unterposition TARIC stellt die neunte und zehnte Stelle der Zolltarifnummer dar. Mit dem TARIC Code werden gemeinsame Maßnahmen der Europäischen Union verschlüsselt, wie beispielsweise Antidumpingzölle oder Zollkontingente. Somit handelt es sich beim TARIC Code um eine Spezifizierung des KN-Codes.
Die elfte Stelle ist eine nationale, in diesem Fall die deutschlandweite. Dieser Wert wird innerhalb von Deutschland bestimmt, um die auf das Produkt anfallenden Umsatzsteuer oder Verordnungen wie beispielsweise Ein- oder Ausfuhrbeschränkungen anzuzeigen. Diese Nummer ist die spezifischste Einordnung eines Produkts.
In S/4HANA wird das frühere ECC-Modul Foreign Trade durch die Lösung International Trade abgelöst. Dabei ergeben sich einige Änderungen, die zum Teil mit Herausforderungen verbunden sind, zum Teil jedoch eine effizientere Abwicklung der Intrastat-Meldungen bieten.
In S/4HANA verändern sich Tabellen, die die Außenhandelsdaten enthalten. So wird beispielsweise die ECC-Tabelle T604 in S/4HANA durch zwei Tabellen abgelöst: /SAPSLL/CLSNR und /SAPSLL/CLSNRT. Auch weitere Tabellen werden auf mehrere neuen Tabellen in S/4HANA gesplittet. Das gestaltet einen Datenimport komplizierter.
Drei Lösungswege für den Datenimport
Um die Außenhandelsdaten aus einem ECC-System nach S/4HANA umzuziehen, sind folgende drei Lösungswege denkbar:
Anlage und Pflege von statistischen Warennummern: Im ECC werden Warennummern für jedes Produkt im Materialstamm auf Werkebene gepflegt. Dies ist unter S/4HANA nur noch über die App "Statistische Warennummern verwalten" möglich. Eine Effizienzsteigerung bringt hierbei das neue Nummernschema, unter dem die Warennummer gepflegt wird. Im Customizing werden im Vorfeld Schemen gepflegt, welche eine Länderzuordnung haben:
Das bedeutet, es gibt keine Werkszuordnung mehr. Ein Produkt kann aber dennoch unterschiedliche Warennummern haben, je nach Nummernschema:
Eine weitere Verbesserung ist das Gültigkeitsdatum. Das heißt, die möglichen Änderungen der Nummern vom statistischen Bundesamt können so mit Gültigkeitszeiträumen eingepflegt und nahtlos verwendet werden.
Das Erstellen von Intrastat-Meldungen an das statistische Bundesamt erfolgt ebenfalls über Fiori – mit der App „Versendungen und Kundenretouren“ oder für Eingänge – mit der App „Eingänge und Lieferantenretouren“. Die Anlage der Intrastat-Meldung kann dabei entweder manuell oder per Job in definierten Regelmäßigkeiten erfolgen. Die dabei erstellte Datei muss allerdings im IDEV-Portal manuell hochgeladen werden.
Die Umstellung auf SAP Fiori bringt für das Thema Intrastat einige Änderungen mit sich. Mit dem neuen Nummernschema oder der Einführung von Gültigkeitszeiträumen schafft die SAP eine effizientere Abwicklung der Intrastat-Meldung. Dort, wo vorher pro Land diverse Werke mit derselben Warennummer zu pflegen waren, wird in S/4HANA auf Nummernschemaebene deutlich anwenderfreundlicher abgewickelt. Im Gesamten sind alle Funktionalitäten erhalten geblieben, wenn auch an anderen Stellen, und damit steht der Intrastat-Meldung im S/4HANA nichts im Weg.