Mit SAP Public Cloud WM (Warehouse Management) stellt SAP eine Lagerverwaltungslösung bereit, die vollständig in die Public-Cloud-Umgebung integriert ist. Das System richtet sich an Unternehmen, die ihre Prozesse standardisieren und auf eine zukunftssichere Plattform umstellen möchten, ohne dabei die Komplexität eines vollumfänglichen SAP Extended Warehouse Management (EWM) Systems mittragen zu müssen.
Während SAP EWM mit einem sehr breiten Funktionsspektrum ausgestattet ist, fokussiert SAP Public Cloud WM auf die wichtigsten Standardprozesse im Lager und verzichtet bewusst auf zahlreiche Spezial- und Individualfunktionen. Diese Simplifizierung erlaubt eine schnelle Implementierung, geringere Betriebskosten und eine klare Ausrichtung auf standardisierte Abläufe.
Folgende Besonderheiten und Einschränkungen sind zu beachten:
SAP Public Cloud WM basiert technisch auf SAP EWM, verfügt jedoch nur über einen stark reduzierten Funktionsumfang. Viele Funktionen, die in komplexen Lagerstrukturen unverzichtbar sind, stehen hier (noch) nicht zur Verfügung. Dies bedeutet für Unternehmen, dass sie ihre Lagerprozesse genau prüfen müssen, um festzustellen, ob die Public-Cloud-Variante ausreicht.
Ein wesentlicher Unterschied: Eine integrierte Materialflusssteuerung ist in SAP Public Cloud WM nicht möglich. Damit eignet sich die Lösung nicht für automatisierte Hochregallager oder stark mechanisierte Logistikzentren, in denen MFS eine Schlüsselrolle spielt.
Auch die prozessorientierte Steuerung – in EWM ein zentrales Instrument, um mehrstufige Prozesse zu modellieren – steht bisher nicht zur Verfügung. Zwar ist die Funktionalität auf der Roadmap von SAP vermerkt, bislang jedoch nicht umgesetzt.
Ein weiterer Unterschied zeigt sich im Verpackungsprozess: Packspezifikationen sind in Public Cloud WM nicht vorhanden. Im Wareneingang können zwar die ERP-Packvorschriften verwendet werden, dennoch bleibt der Gestaltungsspielraum im Vergleich zu EWM deutlich eingeschränkt.
Ein zentrales Merkmal der Cloud-Lösung ist die sehr begrenzte Erweiterbarkeit. Während im klassischen EWM über 400 Business Add-Ins (BAdIs) verfügbar sind, bietet SAP Public Cloud WM lediglich einige ausgewählte individuelle Anpassungen und Erweiterungen sind somit kaum möglich. Dies zwingt Unternehmen dazu, sich stark an die Standardprozesse der Lösung zu halten.
Positiv hervorzuheben ist, dass Drittsysteme angebunden werden können – etwa über separate Lagerorte. Damit lassen sich externe Logistikdienstleister oder andere Systeme in die Prozesslandschaft integrieren, wenn auch auf Basis klar definierter Schnittstellen (API).
Die klassische SAP-Transaktionswelt wurde in SAP Public Cloud WM weitgehend durch Fiori Apps ersetzt. Diese bieten eine moderne Oberfläche und intuitive Bedienung, allerdings mit teilweise eingeschränkten Funktionalitäten im Vergleich zu den bekannten Transaktionen. Für viele Unternehmen reicht dies aus – für andere bedeutet es den Verzicht auf liebgewonnene Detailfunktionen.
Nutzer profitieren von automatischen Updates, die zweimal im Jahr durchgeführt werden. Mit den Updates werden neue Funktionen bereitgestellt. Die Nutzung der neuen Funktionen ist dabei nicht zwingend erforderlich.
Konfigurationsdokumentation (Scope Items) für die vordefinierten Prozesse ist in Public Cloud WM vorhanden, was für eine schnellere Implementierung von Geschäftsprozessen sorgt.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich: SAP Public Cloud WM ist keine Allzwecklösung für jede Lagerstruktur, sondern richtet sich klar an bestimmte Einsatzszenarien.
SAP Public Cloud WM ist eine moderne, schlanke Lagerverwaltungslösung, die sich vor allem für überschaubare Lager mit klaren, standardisierten Prozessen eignet. Unternehmen profitieren von einer schnellen Implementierung, niedrigeren Kosten und der nahtlosen Integration in die SAP Public-Cloud-Welt.
Wer jedoch ein stark automatisiertes, hochkomplexes Lager betreibt oder individuelle Anpassungen benötigt, sollte weiterhin auf SAP EWM On-Premise oder Private Cloud setzen. Die Entscheidung hängt somit maßgeblich von den individuellen Prozessanforderungen und der strategischen Ausrichtung des Unternehmens ab.