Neueste Marktbeobachtungen zeigen, dass die Covid-19-Krise einen regelrechten Digitalisierungsdruck auf Unternehmen ausübt. Viele sehen sich aktuell gezwungen, die in den letzten Jahren nicht hoch genug priorisierten Investitionen in den Aufbau digitaler Plattformen zügig nachzuholen. Da wundert es nicht, wenn viele Digitalisierungs- und IT-Projekte, die 2020 verschoben wurden, nun nachgeholt werden müssen. Darüber hinaus war die Corona-Krise aber auch der Startschuss für eine Reihe an disruptiven Veränderungen und Innovationen beispielsweise datenbasierte Geschäftsmodelle. Dieser Push kann sich für viele, die bislang zögerlich mit dem Wechsel auf S/4HANA umgegangen sind, als problematisch erweisen. Der Grund: 2027 wird SAP die Wartung seiner bisherigen ERP-Produkte SAP R/3 und SAP ECC beenden. Das bedeutet für sehr viele Unternehmen, dass sie sich eine neue ERP-Lösung suchen oder auf S/4HANA migrieren müssen. Das ist nicht trivial, denn SAP-Projekte sind in der Regel sehr komplex und SAP-Experten vergleichsweise rar. Zudem müssen sich Unternehmen frühzeitig eine passende Strategie für den Wechsel zurechtlegen. Sie haben die Wahl zwischen einer bloßen technischen Migration (Brownfield), dem Redesign der Geschäftsprozesse (Greenfield) mit einer Orientierung am S/4HANA-Standard oder einer erweiterten Migration, die sich als Teil der digitalen Transformation versteht (Beyond Brownfield).
Aufgrund der zu erwartenden hohen Kosten sowie des Projektaufwands bei einer Neuausrichtung der Geschäftsprozesse und der Anpassung der Organisationsstrukturen bei einer Neuimplementierung (Greenfield) steht bei vielen Unternehmen eine technische Migration des bestehenden ERP-Systems nach S/4HANA hoch im Kurs.
Trotz allem erwägen die meisten Unternehmen im Rahmen der Migration auch eine Anpassung und Verbesserung der Prozesse, um die digitale Transformation voranzutreiben und ihre Aktivitäten besser an den veränderten Marktbedingungen auszurichten, wie verschiedene Studien zeigen.
Laut der aktuellen Lünendonk-Studie 2021 liegt ein Fokus der Anwender bei den geplanten S/4HANA-Implementierungen vor allem auf einem höheren Automatisierungsgrad in der Prozesslandschaft. Die erhoffte verbesserte Datenqualität nach der S/4HANA-Umstellung soll demnach Unternehmen maßgeblich zu einem Schub in zentralen Digitalisierungsthemen wie Künstliche Intelligenz und Robotic Process Automation (RPA) verhelfen. In der Folge lassen sich beispielsweise durch beschleunigte Prozesszeiten eine höhere Kundenzufriedenheit und Effizienzgewinne erzielen.
Um Verbesserungen auf der Datenebene zu erreichen, müssen alle in den ERP-Systemen abgelegten Informationen hinsichtlich Aktualität, Eindeutigkeit und Konsistenz auf dem gleichen Stand sein. Die Voraussetzung dafür sind Integrationsfähigkeit und offene Schnittstellen. Gerade die Integrationsfähigkeit mit anderen Systemen und die Fähigkeit, transparente End-to-End-Prozesse zu schaffen, sind zentrale Mehrwerte von S/4HANA. Beispiele dafür sind etwa das Predictive Accounting, mit dem bereits bei Erfassung des Kundenauftrags die Auswirkungen auf die Finanzbuchhaltung analysiert werden können und nicht erst nach Lieferung und Fakturierung. Das neue Modul advanced Available to Promise erhöht intern und extern die Kundenzufriedenheit und Planungssicherheit, indem realistische Liefertermine für Produkte anhand einer Verfügbarkeitsprüfung unternehmensübergreifend ermittelt werden.
Der von den Marktforschern bereits 2019 prognostizierte Berater-Engpass verschärft sich durch den Digitalisierungsdruck weiter. Die Zeit wird also langsam knapp, um ein solch komplexes Projekt erfolgreich umzusetzen. Vor allem in Anbetracht der begrenzten Zahl an SAP-Beratern und des daraus resultierenden Projektbedarfe empfiehlt es sich, schnellstmöglich einen passenden Dienstleister für den Wechsel zu engagieren. Jetzt haben Unternehmen noch eine freie Auswahl, den besten Partner zur Bewältigung ihrer Herausforderungen auszuwählen, doch der Countdown läuft. Wer sich der Dringlichkeit dieser Aufgabe immer noch nicht bewusst ist, der muss sich am Ende damit zufriedengeben, was übrigbleibt. Im besten Falle sind das nur die hohen Kosten für den von SAP optional angebotenen erweiterten Wartungsvertrag bis 2030, im schlimmsten Fall wird die Geschäftsgrundlage des Unternehmens schwer beschädigt. Der Volksmund bringt es trefflich auf den Punkt, wenn er sagt: Der frühe Vogel fängt den Wurm, oder negativ ausgedrückt, den Letzten beißen die Hunde.